I-Beam Music
19./ 20.08.1995
mechanisierte Klangperformance von Nicolas Anatol Baginsky und Barry Schwartz
I-Beam Music, die mechanisierte Klangperformance von Nicolas Anatol Baginsky und Barry Schwartz (San Francisco, Ca.), ist eine mehrdimensionale Klangskulptur, die ihre überzeugende formale und inhaltliche Kraft in der Live-Bespielung durch die Künstler entfaltet. Entwickelt wurde diese Arbeit von zwei eigensinnigen Multitalenten.

Zentrales Element der Installation ist ein 4m langer, mit 6 Saiten bespannter Eisenträger. Im Verlauf der Performance wird dieses Instrument entlang eines Parcours automatisch durch verschiedene Spielsituationen bewegt und auf unterschiedlichste Art und Weise bearbeitet. Mechanische Finger zupfen Saiten, Chemikalien erzeugen Töne, Hitze-und Kälteschocks modifizieren Klänge. Die so entstehenden bizarren Klangstrukturen werden wiederum durch Computer bearbeitet und durch elektronische Musikinstrumente ergänzt. Überwachungskameras im inneren des Instruments und an verschiedenen Stellen der Maschinen erlauben dem Publikum zudem endoskopische Einblicke in das Innenleben der Installation. Die Bilder der elektronischen Augen werden live auf eine Großbildleinwand übertragen.

Der Hamburger Nicolas A. Baginsky arbeitet schon lange als detailliebender Konzeptkünstler. Nach Ausbildung und Studium sammelt er in den USA vielfältige Erfahrungen im Theater- und Kunstbereich. Zurück in Deutschland entwirft er neben seinen eigenen Projekten Maschinen und computergesteuerte Objekte für das Avantgarde Tanzensemble COAX. Diese eigentümlichen Konstruktionen verändern die tänzerischen Konventionen und bilden den zentralen Aspekt jener Produktionen. Baginsky entwickelt parallel dazu seine intelligenten Maschinenwesen und neuronalen Systeme. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht sein Interesse an computergestützten Netzen, die mit einer selbständigen Lernfähigkeit bzw. einer eigenen Modifizierbarkeit ausgestattet sind. Seine bekannteste Arbeit, die interaktive Skulptur Elisabeth Gardner befindet sich in der Sammlung des Hamburger Kunsthalle.

Barry Schwartz lebt und arbeitet in San Francisco, Kalifornien. Hier blüht auch ein besonderer Zweig aus den Ursprüngen der concept art und wird von jungen Künstlern, wie z.B. Barney W. Haynes und der Künstlergruppe TODT, die alle schon bei FORO ARTISTICO zu Gast waren, technisiert und weiterentwickelt. Sicherlich standen die gigantischen Maschinen- und Schrottprojekte der Survival Research Laboratories Pate. Jedoch nicht auf vordergründige Effekte basierend, sondern mit konstruktiver Klarheit produziert Schwartz seine Objekte, Skulpturen und Environments und fordert ihnen mit nervösem Feingefühl äußerst virtuose Klangkonstellationen ab.

Während einer einwöchigen Arbeitsphase erarbeiteten beide Künstler gemeinsam das maschinengestützte Konzert I-Beam Music, das am 20. und 21. August 1995 in der Eisfabrik präsentiert wurde.

siehe auch: I-Beam Music Website (link öffnet in neuem Fenster)