Max Frazee
"Jede Gesellschaft hat die Kriminellen, die sie verdient."

Dieses Zitat von Michel Foucault wird für Max Frazee zum Ausgangspunkt seiner Arbeit über Serienmörder. Frazee betrachtet seine Kunst als direkte Übersetzung dieser These in visuelle Konzepte.

Es handelt sich hierbei um Installationen unterschiedlicher Größe, die eine Reihe verschiedener Medien benutzen, wie z.B. Pastellzeichnungen, Videotapes, Fotos, Fotokopien, Skizzen, Texte und Zitate.
Angeregt durch das plötzliche, gehäufte Auftauchen von Serienmördern seit den Siebziger Jahren in allen Industrienationen unternimmt Frazee ausgedehnte Untersuchungen über diesen neuen kriminellen Trend.
Er liest alle zugängliche Fachliteratur (seine Bibliothek zu diesem Thema umfaßt über 200 Bücher ), sammelt Zeitungsberichte, erhält Polizeimaterial von befreundeten Journalisten und entwickelt so langsam ein Gefühl für den Charakter der Serienmörder und für die visuellen Metaphern, mit denen er ihre Geschichte erzählen kann.
Bis heute hat Frazee Material über 600 Serienmörder aus einem Zeitraum von 1900 bis 1993 zusammengetragen. Zehn von ihnen hat er in seinen künstlerischen Arbeiten porträtiert, z.B. den "Hillside Strangler" (Hügel-Würger), Ted Bundy und Charles Manson.


Bei FORO ARTISTICO in der Eisfabrik zeigt Frazee THE GREEN RIVER KILLER PROJECT:

Der "Mörder vom grünen Fluß", der 49 oder mehr Frauen getötet hat, ist bis heute nicht gefaßlt worden, obwohl die Periode, in der die Morde stattfanden, schon fast zehn Jahre zurückliegt (1982-1984).
Die polizeilichen Ermittlungen laufen noch, und deshalb ist die Arbeit auch für Frazee weiterhin offen und veräderbar. Seine umfassende Multi-Media-Installation reflektiert die Situation, die die Opfer durchlitten haben, die Polizeiuntersuchungen, das "Killer-Profil" und die Vorgehensweise des Mörders.
Hierzu werden Zeichnungen direkt auf die Mauern der Eisfabrik mit zeltartigen Gebilden, Spaten, polizeilichem Beweismaterial, Autopsien, Hypothesen über Persönlichkeitsmerkmale des Killers und anderem kombiniert.


Das ständige Katz-und-Maus-Spiel, daß sich zwischen dem Opfer, dem Mörder, der Polizei und der Gesellschaft abspielt, geht für Frazee auf die Jäger-Beute-Konstellation zurück.
Das Opfer ist die Beute, während sich der Killer vom Jäger zur Beute der Polizei wandelt. Die Polizei ist zum einen Jäger des Killers, zum anderen aber auch Beute der Gesellschaft (insbesondere der Medien), da sie nicht in der Lage ist, den Mörder zu fassen. Die Gesellschaft ist gleichzeitig Jäger der Polizei und Beute des Mörders, indem sie die Opfer stellt.


Max Frazee wurde 1955 in La Jolla, Kalifornien, geboren. Er studierte Bildende Künste an der Staatlichen Universität in San Diego und am Irvine Institut der Universität von Kalifornien. 1982 kam er als Stipendiat des Whitney Museums nach New York.

siehe Ausstellung: Art That Barks - Art That Bites